Vom Einzelkämpfer zum Spezialisten
Der Kfz-Betrieb von Ralf Ackmann aus Drübeck rüstet alte und neue Feuerwehr-Fahrzeuge aus
Von einem Ein-Mann-Betrieb zu einem angesehenen Partner in allen Belangen des Kfz-Handwerks hat sich das Unternehmen von Ralf Ackmann in Drübeck gewandelt. Seit einiger Zeit besitzt die Firma ein neues Standbein – das Ausrüsten von Spezialfahrzeugen -vor allem für die Feuerwehren.
Wer in die neue Produktionshalle von Kraftfahrzeug-Meister Ralf Ackmann im Drübecker Gewerbegebiet Am Thie kommt, der sieht erst einmal rot. Anfangs gab es die Farbe nur sporadisch, jetzt dominiert sie in der Halle, denn sie stammt von künftigen Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr. Beim Besuch der Volksstimme standen gleich drei der roten Flitzer in der Halle. Und um sie herum eifrig werkelnde Monteure.
„Wir haben uns inzwischen zum Spezialisten für moderne Einsatztechnik entwickelt und bauen sowohl neue Fahrzeuge zusammen als auch alte wieder auf“, sagt Firmeninhaber Ralf Ackmann und geht ins Detail. Das älteste Gefährt in der Halle trägt seinen Nutzer noch als Schriftzug auf der Fahrertür „Feuerwehr Wefensleben“ ist dort zu lesen und Ralf Ackmann kennt einen Teil der Geschichte des Fahrzeugs.
„Wie uns die Kameraden und auch unser Auftraggeber bestätigten, ist dieses Auto seit mehr als 20 Jahren in Betrieb. Das ist zwar eine lange Zeit, doch tatsächlich gefahren ist es erst etwas mehr als 20.000 Kilometer. Dass wiederum ist für ein Auto relativ wenig“, sagt Ackmann. Und so haben die Wefenslebener beschlossen, kein neues Auto zu kaufen, sondern aus alt neu zu kreieren – oder das besser von Ralf Ackmann und seinem Team realisieren zu lassen.
Das Auto ist erst relativ kurz in der Werkhalle in Driibeck. Es ist weitgehend ausgeschlachtet, denn die gesamte Technik ist bereits demontiert. Jetzt werden die Vorbereitungen getroffen, das Auto wieder mit moderner Technik auszustatten. Auch ein wenig umgebaut soll es noch werden.
Kommunen sind zum Sparen gezwungen
Wenn die Montage in einigen Wochen abgeschlossen ist, dann gibt es noch eine neue Lackierung und im Frühsommer wird dem Fahrzeug niemand mehr sein Alter ansehen. Es kann dann nicht nur optisch mit nagelneuen Einsatzfahrzeugen konkurrieren. „Diese Form der Modernisierung der Löschfahrzeuge nimmt mehr und mehr zu, denn die kommunalen Kassen zwingen zum Sparen. Da ist der Neuaufbau eines gebrauchten Autos eine in vielen Städten und Gemeinden praktikable Lösung“, sagt Ralf Ackmann, der als parteiloses Mitglied des Ilsenburger Stadtrates um die finanzielle Lage der Kommunen weiß.
Doch nicht nur ältere Autos werden in Drübeck runderneuert, auch neue Fahrzeuge verlassen die Spezialwerkstatt. Meist rollt nur ein Serienchassis mit Motor und Rädern in die Halle. Den Komplettaufbau übernehmen dann die Drübecker. Beim Kastenbau kooperieren sie mit einer Ilsenburger Spezialfirma. Alles andere erledigen die Drübecker aber selbst, denn sie haben sowohl eine Karosserie-Werkstatt als auch eine eigene Lackiererei im Firmenbestand. „Vor allem ist es wichtig, dass gerade bei den Spezialfahrzeugen auf das Einhalten von DIN-Normen und nutzergebundenen Sicherheitsstandards geachtet wird. Da ist nicht nur Monteurswissen gefragt, da steckt noch eine ganze Menge mehr dahinter“, sagt Ackmann und würdigt damit auch sein Team, das sich entsprechend qualifiziert hat.
Angefangen hat Ralf Ackmann übrigens als Einzelkämpfer. Anfang der 1990er Jahre machte er sich als 22-Jähriger in der eigenen Garage selbstständig. Damals war er übrigens der jüngste Kfz-Meister in ganz Sachsen-Anhalt. 2021 hat er die 50 Lebensjahre erreicht und gefühlt die Hälfte des Drübecker Gewerbegebiets wird inzwischen von seiner Firma genutzt. Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist eine florierende Handwerksfirma mit derzeit 13 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geworden. Einige werkeln in der ganz „normalen“ Autowerkstatt, der Rest ist fast ausschließlich bei den Spezialfahrzeugen anzutreffen.
Auch Bergwacht und Rettungsdienst als Kunden
Und diese Sparte verdient das Wort spezial ganz besonders denn die Bedürfnisse und wünsche der Kunden sind teils sehr besonders. Da wundert es nicht, dass neben dem eingangs beschriebenen Fahrzeug aus Wefensleben ein neues Auto für die Feuerwehr im brandenburgischen Neuenhagen steht. Der Ort liegt in unmittelbarer Nähe der Tesla Giga-Factory. „Tesla wird sicher eine eigene Werksfeuerwehr haben, aber in dem Neuenhagener Fahrzeug ist einiges an Technik verbaut, dass auch für uns Premiere hatte. Details möchte ich aber nicht verraten“, sagt Ralf Ackmann, der nicht nur Brandschützer zu seinen Kunden zählt. Auch die Bergwacht oder das eine oder andere Rettungsfahrzeug für medizinische Erfordernisse ist schon in den Drübecker Werkhallen konzipiert worden.
An die ganz großen Tanklöschfahrzeuge der Feuerwehren traut sich Ackmann aber nicht heran. „Das ist dann wirklich eine Nummer zu groß. Allerdings erledigen wir mal die eine oder andere kleinere Reparatur an diesen Fahrzeugen. Aber diese selbst bauen kommt für mich nicht in Frage“, sagtAckmann, der Realist ist und auch wirtschaftlich seine Grenzen kennt.
Quelle: Jörg Niemann | Volksstimme